Vom k.u.k.-Gutshof zum
Gemeinschaftsort

Das Areal des Friedrichshofs war bereits im Mittelalter besiedelt. Im 19. Jahrhundert gelang der „Haidhof“ in den Besitz von Erzherzog Friedrich und war bis 1934 ein Gutsbetrieb, siehe Geschichte.

1970er: Wiederbesiedlung durch die Otto-Muehl-Kommune

1972 standen vom ehemaligen k.u.k.-Friedrichshof nur noch drei Gebäude: Der Wasserturm, das alte Schulhaus und ein Getreidespeicher („Schüttkasten“). Die Kommunarden adaptierten die beiden letzteren in Eigenregie zu bewohnbaren Gebäuden. In einem ersten Großprojekt baute die Kommune 1975/76 eine Kläranlage am tiefsten Punkt des Friedrichshofs, die bis heute existiert. Ein einfaches Küchengebäude sowie ein hölzernes Flugdach mit Speisesaal und Tischlerwerkstatt folgten. Danach entstand das erste gemauerte Wohnhaus, genannt „Neubau“.

1980er: Wohnbauten und „Castello“

Anfang der 1980er-Jahre reaktivierten die Kommunarden eine stillgelegte, gemeinnützige Wohnbau- und Siedlungsgenossenschaft. Dies eröffnete den Zugang zu günstigen Krediten und Wohnbaudarlehen. In der Folge errichtete die Kommune eine nüchtern gehaltene, viergeschossige Wohnhausanlage mit 43 geförderten Wohnungen (Architektur: Otmar Bauer, u.a.), siehe freie Wohnungen.

Das angeschlossene Versorgungshaus umfasste eine Großküche und Speiseräume. Dieses war als Wohnheim konzipiert (heutiges Hotel). Mit dem Arkadengang, Turm und diversen Zierelementen orientierte es sich an den Palazzi der Toscana und wurde „Castello“ genannt. Der Stil lässt sich der Postmoderne zuordnen (Architektur: Jean-Baptiste Desurmont, u.a.).

Gemeinschaftseinrichtungen und Schutzwald

Ebenfalls in die 1980er-Jahre fallen die Umbauung zweier Höfe mit Werkstattgebäuden sowie die Errichtung eines Wasserwerkes und einer Heizzentrale. Diese wurden durch einen unterirdischen Kollektorgang mit den Hauptgebäuden verbunden. Zudem baute die Kommune eine Turnhalle, den Badeteich und einen Sportplatz. Das inzwischen auf rund 20 Hektar angewachsene Gelände gestalteten die Kommunarden parkähnlich um. Im Zuge dessen wurden mehrere tausend Bäume gepflanzt, die heute einen Schutzwald in der Hauptwindrichtung bilden.

Gegen Ende der 1980er-Jahre entstand das letzte Gebäude der Kommune: ein großer Versammlungsraum neben dem alten Schulhaus, der heute als Seminarraum genützt wird.

1990er: „Central Park“ und Privathäuser

Nach Auflösung der Kommune im Jahr 1990 begleitete der Architekt Adolf Krischanitz die weitere Bebauung des Friedrichshofs. Dieser formulierte die bis heute gültige Leitidee des „Central Parks“: Der verkehrsberuhigte, begrünte Innenbereich mit Spiel- und Sportplätzen ist umgeben von einem Siedlungsgürtel, der für den motorisierten Verkehr über Stichstraßen von außen erschlossen wird. Dadurch entstand die für das Nordburgenland einmalige Situation einer autofreien Siedlung.

Adolf Krischanitz entwarf in der Folge das erste Privathaus am Friedrichshof, das 1995 fertiggestellt wurde. Bis heute entstanden – dank der liberalen Bebauungsrichtlinien – rund ein Dutzend weiterer Wohnhäuser. Deren Architektur ist zum Teil recht unkonventionell: private Bauherren bauten in Kooperation mit unterschiedlichen Architekten, z. B. mit PPAG Popelka Poduschka („Haus mit der Elefantenhaut“).

2000er: Prämierte Wohnungen, Wohnateliers und Büros

Ab 2004 errichtete die Oberwarter Siedlungsgenossenschaft ein Ensemble von drei Gebäuden nördlich der Wohnhäuser aus der Kommunenzeit. Die Gebäude mit jeweils zehn geförderten Mietwohnungen erhielten 2009 den burgenländischen Dorferneuerungspreis (Architekten Halbritter und Halbritter).

In den ehemaligen Schlosser- und Mechaniker-Werkstätten am ellipsenförmigen Platz gegenüber dem Seminarhotel entstanden Büros und Wohnlofts. Hier überführten die Architekten Halbritter und Halbritter die ehemalige Werkstatt-Topologie in interessante zweigeschossige Raumsituationen.

Ein kleines, viel genütztes Juwel ist die Hütten-Sauna am Badeteich. Es stammt aus der Feder der Architektin Susanne Stadlbauer und wurde 2009 fertiggestellt.

Kunsteinrichtungen und Sozialprojekt

Weitere ehemalige Werkstatträume im sogenannten „Kunsthof“ beherbergen heute die Ausstellungsräume der Sammlung Friedrichshof sowie Künstlerateliers. Das Museum wurde 2010 nach Plänen von Adolf Krischanitz umgestaltet und erweitert.

Im Jahr 2012 übersiedelte die Rehabilitationseinrichtung des Vereins Burgenland Netzwerk Sozial aus dem „Castello“ in einen neuen Gebäudekomplex am Areal (Architekt Werner Thell). Insbesondere die Freiraumgestaltung mit einem gemeinsamen Innenhof und die geschützten Privatgärten für die einzelnen Klienten zeichnen dieses Sozialprojekt aus.

2013/14: Erweiterung von Hotel und Restaurant

Der Umzug des Sozialprojektes ermöglichte eine Rundumerneuerung und Erweiterung des Seminarhotels im ehemaligen „Castello“. Dieses bietet heute insgesamt 34 Einzel- und Doppelzimmer. Anschließend erfolgte die Adaptierung des Restaurantbereichs.

 

Zum Übersichtsplan